Bethel Henry Strousberg (* 20. November 1823 in Neidenburg, Masuren; † 31. Mai 1884 in Berlin; gebürtig/eigentlich Baruch Hirsch Strausberg, eingedeutscht Barthel Heinrich Strausberg, in London in Strousberg geändert) war ein deutscher jüdischstämmiger Großunternehmer der Gründerzeit, der aus einfachen Verhältnissen stammte und sich hauptsächlich im Eisenbahnbau engagierte. Er galt als der „europäische Eisenbahnkönig“ und beschäftigte zeitweise 100.000 Arbeiter. 20 Jahre später war sein Imperium zusammengebrochen. Als standesgemäßen Wohnsitz nutzte Strousberg das 1867/68 von August Orth errichtete Palais Strousberg in der Berliner Wilhelmstraße.

Der als "Eisenbahnkönig“ bekannt gewordene Bethel Henry Strousberg gehört zu den Berliner Unternehmern, die in der Gründerzeit mit ungeheurem geschäftlichen Erfolg große Vermögen erringen, aber auch fast alles wieder verlieren.

Den kaufmännischen Beruf erlernte Strousberg bei seinem Onkel in London. Dort studierte er auch das Banken- und Börsenwesen und erwarb sich einen Ruf als erfahrener Fachmann in Wirtschafts- und Gelddingen. Strousbergs Interesse galt zugleich dem Eisenbahnbau, der in jenen Jahren in England eine expansive Entwicklung nahm. 1856 nach Berlin zurückgekehrt, fasste er schließlich die Idee, selber in Preußen Eisenbahnen zu bauen. Durch gute Beziehungen zur preußischen Regierung gelang es ihm, Konzessionen zum Bau einer Eisenbahn in Ostpreußen, aber auch für Eisenbahnstrecken wie Berlin-Görlitz oder Hannover-Altenbeken zu erlangen. Zur Finanzierung derartiger Großprojekte gab er mangels Eigenkapital erfolgreich Aktien aus. Mit großem Erfolg baute er schließlich in halb Europa Eisenbahnlinien, gründete aber auch zeitgleich in Berlin eine neue Tageszeitung „Die Post“, kaufte Fabriken, Grundstücke und Bergwerksanlagen sowie den Berliner Viehmarkt. Von 1867-71 war er Abgeordneter des Wahlkreises Königsberg im Reichstag des Norddeutschen Bundes. In der Wilhelmstraße in Berlin ließ er in jenen Jahren eine schlossartige Villa für sich und seine große Familie errichten.

Nach 1870 deutete sich jedoch bei Strousberg der wirtschaftliche Zusammenbruch an. Den 1873 erfolgten Gründerkrach konnte er noch einigermaßen überstehen. Zwei Jahre später wurde er jedoch in Sankt Petersburg festgenommen und kurze Zeit später wegen Kreditvergehens angeklagt. Infolge dieser Entwicklung gingen 1875 seine Unternehmungen in Preußen, Österreich und Russland in Konkurs, und er starb - trotz einiger Versuche an seine früheren Erfolge anzuknüpfen - schließlich einsam und verarmt.

Das dreiachsige Mausoleum, ein roter Klinkerbau über einem Granitsockel mit Gruft, vermutlich von Strousbergs Hausarchitekt August Orth entworfen, wurde schon 1873, also elf Jahre vor Strousbergs Tod, ausgeführt. Der schlichte neugotische, englisch beeinflusste Bau – wohl ein Verweis auf die englische Heimat seiner Ehefrau – steht in einem erstaunlichen Widerspruch zur aufwendigen Lebensweise des Großunternehmers. Das Erbbegräbnis konnte in den letzten Jahren umfangreich wiederhergestellt werden und wird einer Nutzung als Kolumbarium zugeführt.